Warum stellte sich Rudolf Redlinghofer gegen das übermächtige NS-Regime? Warum lehnte er den Dienst mit einer Waffe kategorisch ab?
Seine letzten Briefe geben Aufschluss über seine innere Haltung und seine Gewissensüberzeugung.
Hier eine solche Textstelle aus seinem Brief vom 16.11.1939 aus dem Untersuchungsgefängnis Berlin-Moabit:
„Ich schädige mit meiner Glaubensüberzeugung keinen Menschen, und auch nicht den Staat. Ich bin auch bereit für Volk und Heimat jeden Dienst zu tun. Aber mit der Waffe in der Hand meinem Nächsten gegenübertreten und ihn töten, nein, das kann ich nicht mit meinem Gewissen und dem Gesetz Gottes in Einklang bringen. Er fordert doch, man darf kein Menschenblut vergießen, ...“
Was übte auf sein Gewissen einen so prägenden Einfluss aus?
Einen großen Anteil daran hatte sicherlich sein Studium der Heiligen Schriften.
Dies kommt schon in seinem ersten Schreiben an das Wehrmeldeamt Krems zum Ausdruck. Redlinghofer bezieht sich dort auf folgende biblische Grundsätze:
Im Zuge der Recherche wurde auch die persönliche Bibel von Rudolf Redlinghofer gefunden. "Die heilige Schrift" vom R. Brockhaus Verlag, Elberfeld (1891, Taschenausgabe, 9. Auflage).
Sehr berührend ist dabei, dass in dieser Bibel die Texte von ihm markiert sind, die er in seinem Schreiben an das Wehrmeldeamt Krems anführte.
Hier einige Bilder von seiner persönlichen Bibel, die sein Gewissen formte:
Rudolf Redlinghofer in seinem letzten Brief vom 10.1.1940:
„Ich für meinen Teil danke Gott für diese Gnade, die ich in Christo teilhaftig werden durfte.“
Redlinghofer zeigte konsequent bis in seine letzten Stunden, dass ihm folgende Worte des Apostel Paulus ein echtes Herzensanliegen waren (2. Tim. 1:3):
„Ich danke Gott, dem ich ... mit reinem Gewissen diene, ...“
*) Er führte diese Bibelstelle in seinem Brief vom 05.08.1939 an das Wehrmeldeamt Krems an.
Im Unterschied zur biblisch begründeten Gewissensentscheidung Redlinghofers, unterstützten die Bischöfe (allen voran Kard. Innitzer) offen die nationalsozialistische Bewegung. Dies geht aus einer gerichtlich beglaubigten Abschrift von Bischofsbriefen hervor, die im Nachlass der Witwe von Rudolf Redlinghofer (Agnes) gefunden wurde.